Ökosysteme

Ökosysteme

Der Nationalpark beherbergt eine große Vielfalt an Ökosystemen.

Der Triglav Nationalpark ist ein Gebiet mit abwechslungsreichem Relief, das sich in einer Fülle an natürlichen Formen manifestiert: kristallklares Wasser, Überreste von Urwäldern, hochgelegene Gebirgskämme und Gipfel, von Gletschern geformte Täler, Bergseen und Hochmoore.

Wälder

Der Wald bedeckt zwei Drittel des gesamten Nationalparkgebiets und überwuchert Talböden, steile Hänge und Hochebenen. Die charakteristischsten Baumarten im Park sind Buche, Fichte und Lärche. Obwohl die alpine Umwelt normalerweise mit Fichten, Lärchen und Zwergkiefern in Verbindung gebracht wird, sind in den Julischen Alpen Bestände mit der thermophilen (wärmeliebenden) Hopfenbuche und Manna-Esche verbreitet.

In den Bergen können nur die Arten und Exemplare überleben, die sich an die rauen Bedingungen dieser Gebiete angepasst haben. Auf der Soča-Seite des Parks liegt die Baumgrenze nicht höher als 1.600 Meter. Die am höchsten wachsenden Baumarten sind die Buche, welche bewölktes Wetter und hohe Niederschläge mag, jedoch nicht so hoch wächst wie Fichte oder Lärche. Vor dem Beginn der Eisenverhüttung waren diese Hochebenen noch mit Buchenwäldern bewachsen. Weiter landeinwärts und nördlich kommen Fichten und Lärchen häufiger vor und überschreiten im oberen Vegetationsgürtel eine Höhenlage von 1.800 Meter.

Die größte Lärche im Nationalpark hat einen Umfang von 422 cm und ist 1.050 Jahre alt.

Die größten Hochebenen des Parks, Pokljuka und Mežakla, sind hauptsächlich von Fichtenwäldern bedeckt. Das dunkle Unterholz beherbergt nur wenige Arten: Tannenbärlapp (Huperzia selago), Wald-Wachtelweizen (Melampyrum sylvaticum), Weiße Hainsimse (Luzula luzulina), Einblütiges Wintergrün (Moneses uniflora) und mehrere Moose. Buschige Flechten sind ein Indikator für saubere Luft.

Zusammenhängende Wälder sind Lebensraum für eine Vielzahl von Tierarten. Anfang Mai können wir morgens den Paarungsruf des Birkhuhns (Tetrao urogallus) hören oder uns an der Lebhaftigkeit eines Eichhörnchens (Sciurus vulgaris) erfreuen, das von Baum zu Baum springt. Ameisenhaufen aus Baumnadeln bieten Waldameisen Unterschlupf. Hirsche und Rothirsche sind häufige Bewohner dieser Wälder.

Torfmoore

Auf dem Pokljuka-Plateau, eingebettet in die ausgedehnten Wälder des Triglav-Nationalparks, liegen besondere Ökosysteme - Torfmoore. Moore sind Gebiete mit stehendem Wasser, die mit einer Torfschicht von mehreren Dezimetern bis Metern bedeckt und mit Torfmoosen bewachsen sind. 

Der Prozess der Moorbildung begann nach der letzten Eiszeit. Der Gletscher zog sich zurück und hinterließ kleine Seen. Im Laufe der Jahrtausende füllten sich diese mit organischen Ablagerungen von Wasserpflanzen, die die Seen besiedelten. Das zunehmende saure Wasser förderte das Wachstum und die Entwicklung bestimmter Pflanzen.

Das Gebiet wurde von Torfmoosen besiedelt, die auch heute noch die vorherrschende Art sind, die die Mooroberfläche bewachsen. Torfmoose wurzeln in den oberen Schichten und karbonisieren in den unteren Schichten. Die Mooroberfläche wächst stetig nach oben und es entsteht die typische kuppelförmige Form eines Hochmoores. Neben sauren Böden zeichnen sich Torfmoore auch durch ein geringes Nährstoffangebot und große Temperaturunterschiede aus.

Im Laufe der Evolution haben Pflanzen unterschiedliche Methoden entwickelt, um sich an diese Bedingungen anzupassen. Einige Arten haben die Fähigkeit entwickelt, Tiere zu fangen und sich von ihnen zu ernähren, andere erhalten Nährstoffe durch die Partnerschaft mit Pilzen. Die Pflanzen speichern Wasser in speziellen Zellen, im Gewebe oder in speziell angepassten Organen. Um den Wasserverlust zu minimieren, haben einige Pflanzen dicke, wachsartige Blattoberflächen oder ausgedehnte Wurzelsysteme entwickelt.

Die meisten Tiere die in einem Moor beobachtet werden, könnten auch andere Feuchtgebiete, nahegelegene Wälder oder Wiesen bewohnen. Zu den ständigen Bewohnern eines Moors zählen verschiedene Arten von Libellen, Wanzen, Schmetterlingen, Wasserkäfern und Mückenlarven.

Die Torfmoore auf dem Pokljuka-Plateau sind die südlichsten Hochmoore Europas. In tiefer gelegenen Gebieten wurden Moore durch Entwässerung zerstört, um Ackerland und Brennholz zu gewinnen. Torfmoore sind ein hochsensibles Ökosystem, das durch EU-Gesetze geschützt und in das Natura 2000-Netz aufgenommen wurde.

Bäche und Flüsse

Aus den Talsohlen entspringen mächtige Karstquellen. Wo Wasser über einen Felsvorsprung fließt, entsteht ein Wasserfall. Quellen wachsen zu Bächen heran, die tief in die Oberfläche erodieren und steile Bergschluchten, Klammen und Täler bilden können. Sie werden meist durch reißendes Wasser charakterisiert. Das Wasser steigt nach starken Regefällen schnell an und bei Trockenheit trocknen die Bäche aus. 

Die Wassertemperatur in den Quellen bleibt das ganze Jahr über konstant und entspricht der durchschnittlichen Jahrestemperatur der nächstgelegenen Siedlung. In alpinen Gebieten sind die Temperaturen sehr niedrig. Aufgrund der harten Lebensbedingungen können in diesen Gewässern nur kleine Algen, Moose und Insektenlarven überleben.

Der tiefste Punkt des Parks (180 Meter ü. NN) liegt in der Tolminka-Schlucht, die von dem Fluss Tolminka geformt wurde. Die Sava Dolinka entspringt in Tamar, verschwindet aber sofort unter der Erde und tritt bei Rateče wieder zum Vorschein.

Aufgrund der Geschwindigkeit des Wassers gibt es im Oberlauf des Flusses kaum Lebensformen; allerdings kann man weiter flussabwärts, wo ruhige Bassins entstehen, alle möglichen Organismen finden. Sobald das Wasser die engen Bergpassagen verlässt, ergießt es sich über U-förmige Täler. Die größten Flüsse im Park sind Sava Bohinjka, Sava Dolinka und Soča. An Flussufern wachsen Erlen und Weiden, auf Kiesflächen kommen Pioniergemeinschaften vor und das Wasser ist reich an Fischen.

Dieser fragile Lebensraum ist durch menschliche Eingriffe, wie die Umleitung der Fließgewässer sowie durch verschiedene Sportaktivitäten und Abwassereinleitungen gefährdet.

Alpenseen

Alpenseen in großen Höhen sind oft mehr als ein halbes Jahr lang mit Eis bedeckt. Die meisten Seen sind klein und daher äußerst sensible und gefährdete Lebensräume. In den Seen leben verschiedene Algenarten, mikroskopisch kleine Garnelen und Insektenlarven. Fische sind in dieser Umwelt fremd und können das natürliche Gleichgewicht stören.

Fische wurden zuerst in den Krn-See und dann in den See Planini pri Jezeru, Črno-See und Dvojno-See (Doppelsee) eingebracht. Die Fische ernährten sich zunächst von Plankton. Als dieser Vorrat zur Neige ging, griffen sie auf kleine, am Boden lebende Wirbellose, hauptsächlich Eintagsfliegen und Köcherfliegen zurück. Diese Arten kontrollierten jedoch die Ausbreitung von Algen und als sie von den Fischen ausgerottet wurden, gerieten Algen und andere Wasserpflanzen außer Kontrolle und innerhalb weniger Jahre wurde aus dem zuvor klaren See eine gelb-grüne Suppe.

Der höchstgelegene See im Triglav Nationalpark ist Zgornje Kriško, der auf 2.150 Metern über dem Meeresspiegel liegt.

Neben den Fischen werden die Seen auch durch die erhöhte Anzahl an Badegästen beeinträchtigt. An heißen Sommertagen wollen sich viele Wanderer im kühlen Wasser der Seen erfrischen. Wir sollten uns jedoch bewusst sein, dass unser Körper auch beim Baden Schweiß produziert, dieser enthält Nährstoffe, und Nährstoffe sind die Hauptursache für die Verschlechterung der Alpenseen. Jeder Badegast setzt pro Badegang etwa 1 Milligramm Phosphat frei, gelegentlich werden auch andere Produkte des menschlichen Körpers in den See abgegeben. Darüber hinaus wäscht das Wasser Sonnencremes von unserem Körper.

Alle Alpenseen liegen im ersten Schutzregime des Triglav-Nationalparks, in denen das Baden aufgrund der schädlichen Auswirkungen verboten ist und als Straftat gilt. Daher bitten wir Sie dringend, das Baden in Alpenseen zu unterlassen. Denken Sie an alle Folgen, die ihre Handlungen für die belebte und unbelebte Natur der Seen und ihrer Umgebung haben wird. Um sich abzukühlen, besuchen Sie eine der vielen Badestellen oder Schwimmbäder im Tal. Dies wird einen großen Beitrag zum Erhalt der Gewässer im Alpenraum leisten.

 

Hochgelegene Wiesen

Blütenreiche Almwiesen sind reich an Farben. Die erste Blüte, die bereits bei Schnee hervorschaut, ist das Alpenschneeglöckchen (Soldanella alpina). Bald darauf folgt eine regelrechte Blütenschau, bei der zahlreiche Vertreter der Alpenflora zu sehen sind. Enzian (Gentiana sp.), Kopfiges Läusekraut (Pedicularis rostratocapitata), Gelbes Sonnenröschen (Helianthemum nummularium), Alpen-Edelweiß (Leontopodium alpinum), Schwarzes Kohlröschen (Nigritella nigra), Nelken (Dianthus sp.) und viele andere bilden eine unglaubliche Vielfalt an Farben.

Bei feuchtem Wetter können wir den Alpensalamander (Salamandra atra) oft auf Bergwiesen beobachten. Da die Fortpflanzung außerhalb von Gewässern stattfindet, entwickeln sich die Larven im Körper des Weibchens bis zur vollständigen Metamorphose. Sie ernähren sich beispielsweise von Würmern und Schnecken. Der größte Schmetterling im Triglav Nationalpark - der Rote Apollo (Parnassius apollo) - kann auf sonnigen Weiden beobachtet werden.

Die Vegetationsperioden unterscheiden sich im Hochgebirge alle 100 Meter um etwa eine Woche.

Wenn Sie zahlreiche Löcher sehen, die in die Erde gegraben wurden, halten Sie Ausschau nach Murmeltieren (Marmota marmota). Das Murmeltier ist ein Pflanzenfresser, genau wie der Schneehase (Lepus timidus), der normalerweise ein braunes Fell hat, welches sich im Winter jedoch schneeweiß färbt. Auch das Schneehuhn (Lagopus mutus) färbt sich im Winter weiß. Es gräbt Tunnel unter dem Schnee, wo es die unangenehmen Winterbedingungen zu überstehen.

Die größten Bewohner hochgelegener Berge sind Gämsen (Rupicapra rupicapra) und  Alpensteinböcke (Capra ibex). Die Gämse ist kleiner und zahlenmäßig überlegen. Nachdem der Steinbock im 17. Jahrhundert ausgerottet wurde, erfolgte die Wiederansiedlung im Park in den Jahren 1964-1975. Das Männchen hat Hörner, die bis zu einem Meter lang und 6-14 kg wiegen können.

Geröllhalden

Geröll ist eine Ansammlung zerbrochener Gesteinsfragmente, die sich durch periodischen Steinschlag von benachbarten Felswänden, aufgrund mechanischer Verwitterung und instabilem Grundgestein, angesammelt haben. Nur an einem Tag verändern mehrere hundert Kilogramm oder sogar Tonnen Gesteinsbrocken ihre Position.

Geröll ist ein herausfordernder Lebensraum für Pflanzen, die unterschiedliche Strategien entwickelt haben, um unter diesen extremen Bedingungen zu überleben. Ein stark entwickeltes Wurzelsystem ermöglicht ihnen eine bessere Verankerung im instabilen Gelände. Diese Pflanzen kämpfen gegen die plötzliche Verlagerung von Gesteinsbrocken, indem sie ihre Stängel ausdehnen und dicke Blätter schützen sie vor Schäden. Normalerweise wurzeln Arten der Geröllvegetation schnell und einfach.

Die Geröllvegetation umfasst die Assoziation von Rundblättrigem Hellerkraut (Thlaspi rotundifolium) und Julischer Mohn (Papaver ernestii-mayeri) sowie Alpen-Leinkraut (Linaria alpina) und Alpen-Mohn (Papaver rhaeticum). Gämsen und Steinböcke grasen häufig auf Geröllhalden.

 

Felswände

Die höchsten Bergkämme im Triglav Nationalpark sind über 2000 Meter hoch. Diese, von steilen Wänden und Abgründen unterbrochenen Berge, sind nicht leicht zugänglich. Die Form des Gipfels hängt von der geologischen Struktur des Berges und äußeren Faktoren ab. Einige Bergrücken sind gezähnt, während andere schmale Pfade aufweisen. Sichere Kletterwege, die zu den Gipfeln führen, sind nur für erfahrene Bergsteiger gedacht.

Das Wetter ist in diesen Höhen sehr unvorhersehbar. Selbst in den Sommermonaten sind starke Winde und Schnee keine Seltenheit. Wasser, das in Risse eindringt und dort gefriert, macht diese Gebiete spröde und instabil. Die Lebensbedingungen sind sehr hart, aber auch hier haben kleine Lebewesen ihr Zuhause gefunden.

Die am höchsten in den Bergen wachsenden Pflanzen gehören zur Gemeinschaft der Triglav-Rose (Potentilla nitida). Neben dieser bezaubernden Blume findet man auch Alpen-Schwingel (Festuca alpina), Mannsschild-Miere (Minuartia cherlerioides), Alpen-Vergissmeinnicht (Eritrichium nanum), Krusten-Steinbrech (Saxifraga crustata) und Schweizer Mannsschild (Androsace helvetica). Sie alle haben einen charakteristischen polsterartigen Wuchs und äußerst bunter Blüten.

In den Felsspalten finden wir unsere einzige Glockenblume mit vollständig geschlossenen Blüten - die Zois-Glockenblume (Campanula zoysii). Sie ist benannt nach dem Botaniker Karl Zois. Höher in den Bergen, wo die Lebensbedingungen äußert schwierig sind, findet man nur Algen und Flechten die auf kargem steinigen Terrain wachsen.

Felshöhlen sind ein beliebter Nistplatz für die Alpendohle (Pyrrhocorax graculus). Diese geschickten Flieger sieht man oft zwischen den Gipfeln schweben. Zwischen den steilen Felsen findet man den Alpensegler (Apus melba) und den Mauerläufer (Trichodroma muraria).

Mit etwas Glück können wir auch den Steinadler (Aquila chrysaetos) entdecken. Im Triglav Nationalpark brüten nur wenige Paare. Die Beute des Adlers ist manchmal schwerer als der Adler selbst, daher nisten Adler oft an Orten, die tiefer liegen als ihre Jagdgründe. Dadurch kann der Vogel seine Beute leichter in sein Nest tragen.