Gebäudetypologie

Gebäudetypologie

Ortstypische Architektur ist hauptsächlich von dem lokalen Klima, dem Relief und den lokal verfügbaren Baumaterialien abhängig.

Das architektonische Erscheinungsbild des Parks ist das Ergebnis von Siedlungsprozessen, wirtschaftlichen Aktivitäten und, aufgrund der Offenheit des Gebietes, dem Einfluss alpiner, friaulischer und mediterraner Kulturen.

 

Die verschiedenen Arten ortstypischer Architektur entstanden durch die Anforderungen des Lebens, die durch natürliche, insbesondere klimatische Bedingungen, Relief und verfügbare Materialien (Holz und Stein) bestimmt wurden.

Primorska, der südliche Teil des Nationalparks

Die Siedlungskultur auf der Soča-Seite des Parks ist von alpinen und mediterranen Kulturen geprägt. Die Vermischung beider Kulturen hat sich in zwei unterschiedlichen Typen lokaler Architektur manifestiert - dem Bovec-Trenta-Typ und dem Kobarid-Tolmin-Typ - und vielen Übergangstypen in anderen Grenzgebieten. 

Die Kobarid-Tolmin Gebäude sind gekennzeichnet durch:

  • Zusammenlegung einzelner Gehöfteinheiten und flexible Verbindungen zwischen den Gehöften,
  • typische mediterrane Dächer, flach geneigt und gleichmäßig mit Ziegeln bedeckt,
  • äußere Korridore – ganki – entlang der längeren Seite der Fassade,
  • mediterrane Details (Steintore, Fensterrahmen, holzgeschnitzte Giebel, Außentreppen),
  • separate landwirtschaftliche Nebengebäude (Heuharpfen, Getreidespeicher, Obsttrocknungshäuser oder Pajštve, Bienenstöcke),
  • Wohnstätten an Hängen (Čadrg, Zadlaz-Čadrg, Zadlaz-Žabče, Tolminske Ravne),
  • Landschaften isolierter Bauernhöfe – celki.

 

 

Stallungen und Käsereien auf Rinderweiden der Regionen Tolmin und Krn sind aus Stein gebaut. Die Dächer dieser Bauten sind steil, ihre Stirnseiten sind mit Holzgiebeln geschmückt. insbesonders auf den Krn-Weiden sind die Ställe in langen Reihen aufgereiht (Weiden Kašina, Kuhinja, Zaslap und Leskovica). Sie sind typischerweise im rechten Winkel zu den steilen Hängen positioniert und ihre Rückwände neigen sich in den Hang hinein.

 

 

Der Bovec-Trenta-Typ von Gebäuden, der sich im 18. und 19. Jahrhundert aus dem ursprünglichen Alpenhaus entwickelt, ist charakterisiert durch: 

  • stabil gebaute Steinhäuser über zwei Stockwerke mit Wohnraum über dem Kellergeschoss (oder Stall),
  • eine Außentreppe und einen Gang, geschützt durch ein großes überhängendes Dach,
  • steile Satteldächer mit Teilwalmen und Holzverzierungen, gedeckt mit Holzschindeln (ursprünglich Stroh),
  • typische Hausaufteilung (ein kleiner Aufenthaltsraum, genannt izba - eine offene (schwarze) Küche mit einer Eingangshalle/heute Wohnzimmer, oder hiša - ein Schlafzimmer, oder kamra),
  • bescheidene Stein- und Fassadendekorationen; mit Kalk gestrichene Fassaden,
  • strenge zweckmäßige Anordnung der landwirtschaftlichen Nebengebäude, die aus dem gleichen Baumaterial wir die Wohneinheiten gebaut wurden.

 

 

Typische Strukturen auf den Schafweiden in der Region von Bovec sind Prestaje, Gehöfte von mittlerer Größe, die als vorübergehende Sommerbehausungen dienten, als das Vieh auf die Bergweiden getrieben wurde. Die Wohnhäuser haben hölzerne Walmdächer. Neben dem Wohnteil des Gebäudes (Küche) befindet sich ein freistehender Schornstein (Brandschutz).

 

Gorenjska, der nördliche Teil des Nationalparks

Die Architektur der Gorenjsko-Seite des Parks wird durch die Verwendung von Holz bestimmt. Es haben sich zwei Arten von Häusern entwickelt: das Bohinj-Haus und das obere Sava-Tal-Haus.

Der Bohinjer Haustyp, welcher im 17. Jahrhundert entstanden ist, wird charakterisiert als: 

  • ein langgestrecktes Gebäude (Wohn- und Gewerbebauten unter einem Dach),
  • ein Erdgeschoss aus Stein und ein Obergeschoss aus Holz,
  • außen liegende Korridore – ganki – im ersten Stock (geschützt durch ein großes überhängendes Dach) und Holzgiebel mit geschnitzten Geländern und Luftschlitzen,
  • Holzstege, die das Haus mit der Scheune und dem Heuboden verbinden,
  • Tür- und Fensterrahmen aus Stein,
  • Fassadenmalereien (Fresken) und Innendekorationen (Gemälde und holzgeschnitzte Möbel).

 

 

Die typischen Bohinjer Weiden dienten der Viehzucht und wurden durch Beweidung und Mahd geformt. Von den Wiesen in den Dörfern erstreckt sich das Grasland bis oberhalb der Baumgrenze, die Wiesen der Dorfgemeinschaft weichen nach und nach Mähwiesen, Heuweiden, Tief- und Hochalmen, welche früher Teil des gemeinschaftlichen Beweidungssystems waren. 

Die Bauwerke auf den Weiden sind typisch für die Weidenarchitektur - z.B. Hirtenhütten, Ställe, Heuböden, Heuscheune, Käsereien - die im jahrtausendelangen Einklang zwischen Mensch und Natur entstanden sind (Stallungen auf Pfosten sind ein besonders interessantes Bauwerk). Die Anordnung der Bauwerke hängt eng mit den natürlichen Bedingungen (Relief) oder den Eigentumsverhältnissen (z.B. Zajamniki) zusammen, und die Anzahl der Gebäude hing von der Größe der Weide ab. Alle Hirtenhütten waren aus Holz gebaut und in Größe, Dachneigung und Ausführung ähnlich.

 

 

Die Bauwerke im Radovna-Tal hatten diehatten die Typologie des Tals Zgornjesavska dolina:

  • eine gemischte Gruppierung von Gehöften und eine Typologie ähnlich dem Bohinj-Haus,
  • das Wohnhaus ist aus Stein gebaut, einstöckig mit erhöhtem Dachboden,
  • die Gebäude haben einen länglichen Grundriss mit dem traditionellen dreiteiligen Erdgeschoss - die Räume (hiša mit dem Schlafzimmer auf einer Seite, der offenen Küche in der Mitte und einem kleinen Schlafzimmer oder čumnata und der Speisekammer auf der anderen Seite) sind mit der Eingangshalle verbunden; der Dachboden weist einen ähnlichen Grundriss in einfacherer Ausführung auf,
  • normalerweise ohne äußere Korridore - ganki,
  • das Dach ist steil, walmförmig, oft mit einem offenen dreieckigen Ende der auf Kärntner Einfluss hinweisen,
  • Fassadendekorationen (Fresken), Steintore und Fensterrahmen (Tuffstein) mit sichtbarer Holzkonstruktion, Lüftungsschlitze, Balkone und Eingangstüren sind kunstvoll gefertigt.

 

 

Die Hirtenhütten im Zgornjesavska dolina-Tal und Radovna-Tal unterscheiden sich von denen auf der Bohinjer Seite durch ein längliches Dach  über der Eingangstür.

 

Interessante Merkmale der alpinen Umgebung, sind Konstruktionen, die zum Trocknen von Heu, Weizen oder anderen Produkten bestimmt sind. Abhängig von den örtlichen Wetterbedingungen und dem verfügbaren Baumaterial haben sich verschiedene Techniken entwickelt. 

Das Tal Zgornjesavska dolina ist für seine einzelnen länglichen Heuharfen und länglichen Heuharfen mit Mantel bekannt, während in Bohinj Heu normalerweise in Doppelharfen, sogenannte toplarji, gelagert wurde, die entweder in Gruppen (Studor) oder einzeln entlang der Dorfränder und auf Heuwiesen aufgestellt wurden. In der Region Tolmin wurde Heu in massiven Doppelheuharfen mit Steinpfeilern getrocknet. In der Region Bovec wurden temporäre Konstruktionen zur Heutrocknung, sogenannte ostrgače, genutzt. Ostrgače sind entastete, dünne Fichten, auf denen das Gras zum trocknen aufgeschichtet wird.